Vertrauensschaden: Fragen und Antworten
Die zunehmende Digitalisierung ist einer der Gründe, warum der Vertrauensschaden auf dem Risikobarometer von KMUs und Grossbetrieben in den letzten Jahren gestiegen ist, und warum die Nachfrage nach der Vertrauensschadenversicherung stetig wächst. In diesem Artikel beantworten unsere Versicherungsexperten die häufigsten Fragen rund um die Thematik.
Warum steigt die Anzahl an Vertrauensschäden an?
Mehrere Gründe sind für diesen Trend verantwortlich. So können beispielsweise Umstrukturierungen, Fusionen oder zunehmend schlanke Managementstrukturen mehr oder neue Sicherheitslücken schaffen. Gleichzeitig wird der Geschäftsalltag vor allem in grösseren Firmen immer anonymer, wodurch die Loyalität zum Arbeitgeber tendenziell sinkt. Hinzu kommt als wichtiger Faktor die Digitalisierung, die einerseits neue Betrugsmöglichkeiten geschaffen hat und andererseits für Erpressungen missbraucht werden kann. Schliesslich führen persönliche, verborgene Neigungen der Mitarbeitenden (z.B. Spielsucht, familiäre Situation, Verschuldung aufgrund luxuriösem Lebensstil) zu Betrugspotenzial.
Für welche Unternehmen ist eine Vertrauensschadenversicherung empfehlenswert?
Ein erhöhtes Risiko für Vertrauensschäden kann in folgenden Situationen vorliegen:
- Wenn ein und dieselbe Person sowohl Inventarisierung, Bestellung als auch Verkauf verwaltet, d.h. weitreichende finanzielle Kompetenzen in sich vereint.
- Wo grosser und komplexer Zahlungsverkehr durchgeführt wird, wodurch einzelne unrechtmässige Überweisungen nicht auffallen.
- In Unternehmen und Organisationen mit schwachen Kontrollsystemen sowie mangelhafter IT-Sicherheit (z.B. Betriebe mit grossem Wachstum innerhalb kurzer Zeit, KMU, Vereine).
Grundsätzlich ist die Gefahr immer dann erhöht, wenn der Geschäftsinhaber die Finanzkontrolle delegiert. Betrügerische Absichten von Mitarbeitenden können jedes Unternehmen treffen.
Fokus-Papier Vertrauensschaden
Download (PDF)Welche Beziehung besteht zwischen Vertrauensschaden und Cyberkriminalität?
Ursprünglich umfasste der Begriff Vertrauensschaden ausschliesslich Betrug und Diebstahl durch Mitarbeitende und weitere Vertrauenspersonen. Im Lauf der Zeit erweiterte sich die Deckung auf Delikte durch Aussenstehende, die heutzutage vorwiegend auf digitalen Kanälen geschehen, zum Beispiel durch das Vorspielen falscher Identitäten („Fake President Fraud“) oder in Form von Hackerangriffen sowie anonymer Erpressung von Angestellten. Die Vertrauensschadenversicherung ermöglicht es für solche Fälle eine hohe Versicherungssumme abzudecken (z.B. im Fall von gehackten Bankzugängen). Dagegen sind Cyberrisiken wie Viren, Malware oder Ddos-Angriffe („Distributed Denial of Service“) nicht Teil einer Vertrauensschaden-Versicherung. Wiederum umfasst die Cyberrisk-Versicherung in der Regel keine Vermögensverluste aufgrund der genannten Cyberrisiken (Cyber-Diebstahl, Man-in-the-Middle, Social Engineering, etc.) und evtl. limitierte Summen für Verluste des eigenen Unternehmens.
Cybercrime (Vertrauensschaden): Vermögensschäden durch Cyberkriminalität, wie z.B. Hacking, Identity Fraud, Phishing, Man-in-the-Middle
Cyberrisk: EDV-Schäden, Drittschäden (Haftpflichtforderungen) sowie Betriebsunterbrechung durch Cyberrisiken, wie z.B. Viren, Malware
Mit welchen Versicherungskosten ist zu rechnen?
Die Prämienhöhe für eine Vertrauensschadenversicherung ergibt sich in erster Linie aus der Anzahl Vertrauenspersonen im Betrieb, der Risikosituation sowie der gewählten Versicherungssumme und des Selbstbehalts. Es ist mit einer Prämienhöhe zwischen CHF 1‘000 (tiefe Versicherungssumme, wenige Vertrauenspersonen) bis mehrere Tausend Franken (hohe Versicherungssumme, viele Vertrauenspersonen) pro Jahr zu rechnen.