Ist alles versicherbar?

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Körperteile von Prominenten oder Kündigungen von Mitarbeitenden, die im Lotto gewonnen haben: Es gibt scheinbar kaum etwas, was nicht versicherbar ist. Doch damit Versicherer ein Risiko als versicherbar einstufen, müssen vier Voraussetzungen erfüllt sein:

Die Bedingungen für die Versicherbarkeit von Risiken.

Eindeutigkeit: Wer oder was wird versichert? Damit etwas versichert werden kann, müssen versicherte Gefahren, Personen oder Sachen sowie Schäden und Versicherungsleistungen eindeutig definierbar sein.

Zufälligkeit: Der Eintritt des Risikos muss bei Vertragsabschluss ungewiss und unbeeinflussbar sein. Ein Haus, das bereits brennt, kann also nicht mehr versichert werden. Auch wenn ein Schaden absichtlich herbeigeführt wird, ist das Kriterium der Zufälligkeit nicht mehr gegeben.

Schätzbarkeit: Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein bestimmter Schaden eintritt und welche Kosten sind damit verbunden? Versicherer müssen Risiken einschätzen können, um sie versichern zu können. Dazu muss eine gute Datengrundlage vorhanden sein.

Unabhängigkeit: Risiken müssen regional begrenzt sein und unabhängig voneinander auftreten. Denn wenn ein Schaden zum Nächsten führt, können Dominoeffekte entstehen, welche für den Versicherer finanziell kaum noch zu stemmen sind. Ein Beispiel solcher «Kumulschäden» waren die global auftretenden Betriebsunterbrüche während der Corona-Pandemie. Diese gingen häufig über den individuell vereinbarten Versicherungsschutz hinaus.

Grenzen der Versicherbarkeit

Die Corona-Pandemie hat der Schweizer Wirtschaft vor Augen geführt, dass nicht alles versicherbar ist. Das gilt auch für die Anhäufung von extremen Wetterereignissen. Gegen den Klimawandel kann man sich nicht versichern. Auch Cyberattacken können schnell ungeahnte Ausmasse annehmen. Wenn Unternehmen mit Versicherern zusammenarbeiten, können sie sich jedoch gut gegen Cyberrisiken absichern.

Einer für alle, alle für einen

Als wohlhabende Gesellschaft müssen wir uns jedoch eingestehen, dass absolute Sicherheit eine Illusion ist. Nicht alles lässt sich versichern. Um dies zu verstehen, hilft es, sich das Solidaritätsprinzip von Versicherungen nochmals in Erinnerung zu rufen: Eine grosse Anzahl von Personen oder Firmen, welche ein Risiko teilen, zahlen ihre Prämien in eine gemeinsame Kasse ein. Entsteht bei einer der versicherten Personen oder Firmen ein Schaden, wird die vertraglich bestimmte Leistung aus der gemeinsamen Kasse bezahlt. Wenn jedoch bei zu vielen Personen oder Firmen Schäden entstehen, kann das Kollektiv die Kosten dafür irgendwann nicht mehr tragen.

Es sollten daher keine Risiken eingegangen werden, nur weil man dagegen versichert ist, zumal eine Versicherung nicht vor dem Schadenseintritt schützt. Ein umsichtiger Umgang mit Risiken ist entscheidend, damit das Versicherungsprinzip für alle funktioniert.