„Wir müssen liefern!“
Es ist das grösste Medien-Crowdfunding der Welt – oder wie es die Gründer nennen: „eine kleine Rebellion“. Das Project R will mit dem digitalen Magazin Republik beweisen, dass der Journalismus unabhängig von den Grossverlagen existieren kann. Susanne Sugimoto, die Geschäftsführerin von Project R, erklärt im Interview die Rebellion, sagt was die Leser künftig erwartet und verrät die Idee eines Nettolohn-Modells.
Wie lebt es sich als Rebellin?
Sehr gut (lacht). Es ist aufregend, wenn kein Gedanke verboten ist und man die Ideen frei lassen kann. Ich war vorher über zehn Jahre in Grossunternehmen tätig, weshalb das jetzt eine besonders inspirierende Aufgabe ist.
Das Project R mit seinem digitalen Magazin „Republik“ hat bereits viele Schlagzeilen geschrieben. Erklären Sie unseren Lesern trotzdem kurz, worum es bei dieser Rebellion geht.
Bei Project R handelt es sich um eine gemeinnützige Genossenschaft, die Open Source programmiert. Ihr Hauptprojekt ist derzeit „Republik“, ein digitales Magazin, das am 1. Januar 2018 veröffentlicht wird. In Zukunft wird Project R ausserdem grosse politische Themen aufgreifen, Debatten starten und Veranstaltungen in der ganzen Schweiz durchführen.
Wie wird sich das digitale Magazin „Republik“ von den anderen Medien in der Schweiz unterscheiden?
Es ist werbefrei, fokussiert auf vertiefte Recherche, liefert Hintergrundartikel und betreibt investigativen Journalismus. Pro Tag werden wir einen bis drei Artikel veröffentlichen. Zudem produzieren wir grosse Reportagen, die über ein Budget von je 60’000 Franken verfügen.
Was war der Auslöser für dieses Projekt?
Die beiden Journalisten Constantin Seibt und Christoph Moser beobachteten, dass die Verleger nicht mehr in die Publizistik investieren. Nicht mehr die Leser waren die wichtigsten Kunden, sondern die Werbetreibenden. Diese Entwicklung bedroht die Unabhängigkeit des Journalismus und die Demokratie.
Über 13’000 Menschen haben sich beim Crowdfunding im Frühling zu Verlegerinnen und Verlegern gemacht. 3,45 Millionen Franken haben Sie gesammelt. Wie erklären Sie sich diesen riesigen Zuspruch für Ihr Projekt?
Es waren verschiedene Faktoren. Ein offensichtliches Bedürfnis nach unabhängigem Journalismus sowie die Bereitschaft dafür zu zahlen. Ausschlaggebend waren der Zeitpunkt des Crowdfundings und das politische Umfeld: vor dem 1. Wahlgang in Frankreich und nach der Wahl von Donald Trump. Ausserdem kursierten verschiedene Gerüchte zu Übernahmen in der Medienbranche. Die Stimmung war aufgeladen, in der Bevölkerung herrschte der Grundtenor „wir wollen das nicht“. Unsere Botschaft, dass der Journalismus bedroht ist, passte sicher gut dazu. Und schliesslich ist der Name „Republik“ gut gewählt: „res publica“ heisst dem Gemeinwohl verpflichtet. Desweiteren: Zwei Journalisten, die für glaubwürdigen Journalismus stehen, eine tolle Crowdfunding-Plattform und eine seriös geplante Kampagne durch ein hochmotiviertes Team.
Haben Sie keine Angst, dass die Rebellion von den grossen Verlagshäusern sabotiert und niedergeschlagen wird? Wie schützen Sie sich dagegen?
Wir müssen liefern! Wir müssen beweisen, dass digitaler Qualitätsjournalismus funktioniert. Dann haben wir sehr gute Chancen zu belegen, dass es diese Rebellion wirklich braucht.
Inwiefern kann ein solches Projekt unsere Gesellschaft positiv verändern?
Wir wollen vernünftige Informationen liefern, weil man ohne sie schlechte Entscheidungen fällt. Das ist ein Beitrag an eine gut funktionierende Demokratie.
Intermakler darf bei der Rebellion mitmachen und unterstützt das Project R als Broker. Welche Philosophie verfolgen Sie bei Versicherungen und Vorsorge?
Wichtig war uns die Wahl einer nachhaltigen Pensionskasse. Zudem überlegen wir uns ein Nettolohn-Modell, bei dem ältere und jüngere Mitarbeitende gleich viel Lohn ausbezahlt erhalten, indem wir zum Beispiel die Altersgutschriften oder die Versicherungsprämien ausgleichen. Alle sollen gleich viel im Sack haben, unabhängig von Alter und Geschlecht. Auf Versicherungsseite prüfen wir eine Medienhaftpflichtversicherung.
Was ist Ihre persönliche Philosophie, wenn es um Versicherungen und Vorsorge geht?
Ich bin gerne gut versichert.